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Kosmetikstudio Gaby Spescha

Die Kosmetikerin.

Ein Märchen von Niklaus Starck. Geschrieben für Gaby.


Es war einmal eine junge Frau, der seit sie denken kann klar war: „Ich werde Kosmetikerin!“. Nicht Filmschauspielerin, nicht Tennisprofi, nicht Marketingfrau, nein – Kosmetikerin. Stundenlang konnte sie als Kind in den Kosmetikabteilungen der Geschäfte stehen und nicht aus dem Staunen hinaus kommen, was es dort alles gab. Sie war den Verkäuferinnen bald bekannt und erhielt von ihnen immer wieder kleine Musterpackungen, die sie zuhause stande pede ausprobierte. Mit Begeisterung. Sie fand dann ihre Lehrstelle in einem bekannten Studio in der Stadt und besuchte die Kosmetikschule. Konsequent und zielstrebig suchte sie nach ihrer Ausbildung Stellen bei den „grossen“ Kosmetikstudios. Sie arbeitete in München, Berlin und Paris. Noch nicht dreissig Jahre alt spürte sie, dass sie angekommen war: Sie beherrschte jede Technik meisterlich, sie kannte alle Produkte mit ihren Vor- und Nachteilen und das wichtigste – sie konnte es gut mit ihren Kundinnen. Der Zeitpunkt für ihr eigenes Studio war gekommen! Ein eigenes Studio – ihr Traum ging in Erfüllung! Der Apéro zur Eröffnung war einer der schönsten Momente in ihrem Leben. Und gleichzeitig einer der Schlimmsten. Denn es war, als ob genau dann die Zeit aufhörte, weiter zu gehen. Ab diesem Zeitpunkt wiederholte sich alles immer wieder. Das Leben war so farblos und steril wie ihr weisses, perfekt eingerichtetes Studio geworden.

Sie wurde krank und musste zur Erholung in den Süden reisen, ins Licht und in die Wärme. Und, was sie zuvor nicht wusste, in ein Gespensterhaus. Denn dort wo sie wohnte, in einem uralten Haus über dem See, plagte sie jede Nacht ein kleines Gespenst. Eigentlich sah es ja ganz lieb aus, aber es liess ihr keine Ruhe: Jede Nacht musste sie das alte Haus schmücken, den Garten, die Gasse, die ganze Umgebung – unablässig schmücken. Als sie nach sieben Tagen völlig erschöpft und übermüdet im Liegestuhl lag und döste, sass das kleine Gespenst in den Ästen des Nussbaums über ihr und flüsterte ihr etwas zu. Einmal, zweimal, dreimal – und endlich konnte sie zwei Worte verstehen: „Kunst“ und „Schmücken“. Wie vom Donner gerührt schrak sie auf: „die Kunst des Schmückens! – Kosmetik! Kosmetik ist die Kunst des Schmückens!“. Das kleine Gespenst erschien ihr nicht wieder. Nach wenigen Tagen reiste sie gesund, ausgeruht und voller Tatendrang nach Hause zurück. Logisch, Kosmetik ist nicht nur Technik, nicht nur Produkte, nicht nur Empathie – Kosmetik ist die „Kunst des Schmückens“, das ist viel mehr!. Angekommen begann sie sofort damit, ihr Studio mit Kunst zu schmücken. Und damit ihr Leben.